Leise fallen die Riesen
Unser Wald im Wandel
Desaströs ist der Zustand unserer Wälder
Waldsterben im Fokus künstlerischer Fotografie
Zusammengestellt in einem Bildband
Verlag Bücken & Sulzer, ISBN Nr. 978394743836
Leise fallen die Riesen - Unser Wald im Wandel
Waldsterben als fotografisch-künstlerisches Projekt
Unseren Wäldern geht es schlecht
Erschreckend ist der aktuelle Zustand des Waldes: Die Trockenheit und Hitze in den Vegetationszeiten 2018 – 2020 hat gerade bei den vielen Fichten zu einem Massensterben geführt! Aktuell (Frühjahr 2021) sind knapp 80 % der Bäume in unseren Wäldern geschädigt!
Die globale Klimaveränderung und das Ausmaß sowie die Geschwindigkeit, mit der sie sich vollzieht, führt zu Perioden mit solch extremer Trockenheit und damit zu einem langsamen Sterben unseres Waldes. Natürlich trägt auch die frühere und gegenwärtige Bewirtschaftung des Waldes, die Aufforstung mit Monokulturen aus schnell wachsenden Hölzern, wie vorwiegend Fichten, zu diesen verheerenden Zahlen bei. Bestanden die (Ur-) Wälder hier im Bergischen Land ursprünglich aus einem Laub-Mischwald, finden wir nun vorwiegend Fichtenwälder vor.
Das Gesicht des Waldes verändert sich
Wer in letzter Zeit öfter im Wald unterwegs ist, dem wird diese Entwicklung durch drastische Bilder real vor Augen geführt: Über weite Flächen finden wir totes Holz. Kronenlose und nadellose Leichen. Mit abpellender Rinde oder ganz nackt stehen und liegen bleiche Stämme herum. Kreuz und quer, liegen oder hängen gelassen, dort, wo sie gefallen sind.
Die Forstwirtschaft, oft in privater Hand, kommt mit dem Entsorgen der gefallenen Riesen gar nicht mehr hinterher. Waldwege sind durch die umgefallenen Stämme blockiert. Als Folge der raschen Abholzung mit Großmaschinen, drohen die Kahlschläge zu erodieren.
Die einst so dichten Kronendächer sind nunmehr licht. Überall finden wir die bleichen Stümpfe abgebrochener Stämme. Die Stimmung im Wald hat heute eher etwas Morbides an sich. Dieser Wald hat mit dem aus meiner Jugend nichts mehr gemein!
Der Wald wird sich niemals wieder so darstellen, wie jetzt. Umso mehr war es mir ein Bedürfnis, diesen Ist-Zustand fotografisch zu dokumentieren und die vorgefundene Morbidität kreativ zu verarbeiten. Diese neue Stimmung und der damit verbundene Wandel in den Wäldern hat etwas Besonderes, etwas, was mich trotz – oder gerade wegen – der Zerbrechlichkeit, auch auf eine ästhetische Art und Weise angesprochen hat.
Über eine realistische Abbildung hinaus
In den vielen Streifzügen sind – bei ganz unterschiedlicher (Licht-) Stimmung – unzählige Fotos entstanden. Nach der ausgiebigen Sichtung der vielen Fotografien und dem Versuch, sie realistisch „zu entwickeln“, habe ich bemerkt, dass dies nicht ausreicht, das auszudrücken, was ich während der Wanderungen durch den „Friedhof“ Wald empfunden habe. Diese einzigartige Stimmung habe ich beim Betrachten meiner „unbehandelten“ Fotos nicht mehr nachvollziehen können.
So fing ich an, die Rohdateien auf unterschiedliche Art und Weise zu bearbeiten und experimentierte mit den unterschiedlichsten Filtern und Effekten. Nach endlosen Versuchen gelangte ich zu einer Mischung aus vielen verschiedenen „Vintage“-Effekten, die analoge (Film-) Entwicklungs- und Alterungsprozesse simulieren. Die besondere Anmutung eines alten, zerkratzten und durch die Zeit malträtierten Film-Negativs schien mir genau passend zu der empfundenen Stimmung im Wald mit seinen alten, absterbenden Hölzern zu sein.
Entstanden sind also Bilder, die über die reine realistische Abbildung hinaus, diese bestimmte Stimmung und meine Empfindungen dabei, als Kunstwerk transportieren sollen.
Ich hoffe, dass dies annähernd gelungen ist und wünsche eine ebenso kontemplative wie auch emotionale Erfahrung beim Betrachten der Bilder. So, wie ich sie in unserem Wald erlebt und fotografiert habe.
Die dabei entstandenen fotografisch-künstlerischen Arbeiten sind kürzlich in einem Bildband erschienen (Verlag Bücken & Sulzer, ISBN Nr. 978394743836, Hardcover, 72 Seiten Premium 170 g-Papier mit Fadenheftung).
Vom 30. April – bis zum 12. Juni 2022 sind die Arbeiten im Museum Voswinckelshof, (Elmar-Sierp-Platz 6, 46535 Dinslaken) im Rahmen einer Ausstellung zu sehen.